Indopazifischer Ammenhai

 

Indopazifischer Ammenhai
Nebrius ferrugineus

 

Größe:
bis 3,2 m
 
Lebensraum:
Korallenriffe, Sandböden
 
Vorkommen:
Ostafrika, Rotes Meer, Südjapan, ganz Südostasien, Nordaustralien, Papua-Neuguinea, Ozeanien bis zu den Tuamoto Inseln
 
Erkennungsmerkmale:
zwei Nasenbarteln; kleines Maul; dunkle, graubraune Färbung
 
Wissenswertes:
Meistens sieht man den Ammenhai einzeln oder in Gruppen in Höhlen oder Spalten herumliegen. Erst nachts erwacht er zum Leben und jagt seine bevorzugte Beute: Kraken. Auch der eine oder andere Fisch oder Wirbellose wird nicht verschmäht. Anders als die meisten Haie, wird die Beute nicht in Stücke zerrissen, sondern als Ganzes eingesaugt. Zur Freude von uns Tauchern ist er standorttreu und lässt sich somit am nächsten Tag in der Höhle wieder finden.
 
Ammenhaie bringen bis zu 8 ca. 40 cm große Junge lebend zur Welt.
 
Auf der Roten Liste der IUCN besitzt er den Status „bedroht“.
 
Gefahr:
Ammenhaie sind eher harmlose Gesellen. Es kam aber schon zu Unfällen, bei Berührungen durch Taucher. Man sollte sie einfach in Ruhe lassen.
 
 
—————————————————————————————————–
 

 

Über Haie

Haie sind für Menschen gefährlich – wenn wir sie essen und nicht umgekehrt. Als Jäger am Ende der Nahrungskette in den verschmutzten Weltmeeren, sammeln sich im Laufe eines Hailebens zahlreiche Schadstoffe im Gewebe an. Einer der gefährlichsten Giftstoffe: Das Nervengift Methylquecksilber. Nach Informationen der Haischutzorganisation „Sharkprojekt“ wird beim Konsum von 400 Gramm Haifleisch der zulässige Grenzwert um das dreiundvierzigfache überschritten. Der menschliche Körper braucht fast ein ganzes Jahr, um diese Dosis wieder abzubauen. Ebenso können sie ciguatoxisch sein.

Die Mehrheit der Menschen sieht die Gefahr allerdings nach wie vor in der Aggressivität und Angriffslust der Haie und hat schreckliche Angst, diesen faszinierenden Tieren im Wasser zu begegnen. Hollywood hat ganze Arbeit geleistet. Das Image des „blutrünstigen Monsters“ in Spielbergs Film der „Weiße Hai“ von 1975 bekommt man einfach nicht aus den Köpfen. Dabei gehören wir Menschen nicht zur Beute dieser Jäger der Ozeane. Weder reagieren Haie auf Menschenblut, noch scheinen wir ihnen zu schmecken. Die weitaus meisten Haie verhalten sich Menschen gegenüber eher scheu. Auf einen Hai zu zu schwimmen oder ihn zu verfolgen, um ein Foto zu bekommen, bringt absolut nichts. Die einzige vernünftige Taktik ist, sich im Riff einen Platz zu suchen und ruhig zu verhalten. Möglicherweise siegt die Neugier der Haie und sie statten uns einen Besuch ab. Gelingt es, bleibt es oft das einzige mal. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass Haie uns ziemlich langweilig finden. Rebreather Taucher sind im Vorteil, denn Luftblasen sind bei Haien nicht beliebt.

Aber nicht alle der ca. 500 Haiarten verhalten sich gleich. Es gibt durchaus eine Handvoll Haie, die gefährlich werden können, weshalb eine generelle Verharmlosung nicht angebracht ist. Ein Hai ist immer noch ein wildes Tier. Richtiges und vorsichtiges Verhalten gegenüber Haien bietet zwar einen gewissen Schutz, darf nicht zu einem falschen Sicherheitsgefühl verleiten. Wenn ein Begegnung mit einem Weisspitzenhochseehai wunderbar und unproblematisch verlief, heißt das leider nicht, dass es das nächste mal ebenso sein wird. Haie sind Individuen. Jeder, der schon öfters mit Haien getaucht ist, weiß das. Manche sind neugieriger und manche aggressiver als andere Artgenossen. Ebenso gibt es regionale Unterschiede. Sind zusätzliche Stressfaktoren wie Beute oder Futter im Wasser, kann es zu Unfällen kommen. Alle tödlichen Haiunfälle der letzten Jahre in Ägypten gingen z.B. auf Anfütterung oder anderes Futter im Wasser zurück. Unfälle mit Weißen Haien passieren immer in Gegenden, in denen sich Beute wie z.B. Robben und Menschen sich gleichzeitig aufhalten. Meistens kommt es nur zu einem Biss, weil der Hai dann feststellt, dass Menschen nicht schmecken. Starker Blutverlust durch diesen "Testbiss" ist demnach auch die Haupttodesursache bei Haiunfällen.

Alle Haiangriffe weltweit werden in der International Shark Attack File (ISAF) Datenbank gespeichert. Die Auswertung der Statistik seit 1580 ergibt folgendes Bild: Der Weiße Hai führt die Liste mit großem Abstand an, gefolgt vom Tiger- und Bullenhai. Mit weiterem großem Abstand folgen andere Haie, wie die Weissspitzenhochseehaie oder Galapagoshaie. Insgesamt sind 39 Haiarten mit Angriffen registriert. Im Schnitt ereignen sich im Schnitt einhundert Haiunfälle pro Jahr, von denen zwischen 5-20% tödlich enden. Da jeder Fall sofort von den Medien aufgegriffen wird und um die Welt geht, schüren auch die Medien kräftig an dem schlechten Image der Haie. Jedes Jahr sterben z.B. ca. 40 Menschen durch Unfälle mit Schweinen aber niemals taucht eine Meldung auf. In New York werden mehr Menschen von Menschen gebissen.

Fast alle Haiarten sind durch extreme Überfischung vom Aussterben bedroht. Die Flossen erzielen in China hohe Preise. Die Haifischflossensuppe gilt dort als Statussymbol und durch den wirtschaftlichen Aufschwung können sich immer mehr Chinesen diesen Luxus leisten. Das sogenannte „Finning“ ist besonders grausam. Den lebenden Haien werden die Flossen abgeschnitten und der Hai einfach über Bord geworfen. Je nach Art ersticken oder verhungern sie. Nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden jährlich ca. 100 Millionen Haie gefischt oder sterben als Beifang. Das ist angesichts der geringen Vermehrungsrate der Haie schon keine Fischerei- sondern Ausrottungspolitik. China trägt jedoch nur einen Teil der Verantwortung. Die Fangflotte der EU z.B. gehört zu den größten Haifängern überhaupt. Haie sind für sie längst zum Ersatz der extrem dezimierten Thun- und Schwertfischbestände geworden.

Haie erfüllen in den Ökosystemen eine wichtige Aufgabe. Sie halten die Fischbestände gesund und im Gleichgewicht. Sie werden deshalb von Biologen auch als Indikator z.B. für den Zustand eines Korallenriffes angesehen. Gibt es zahlreiche Haie und verschiedene Arten, ist das Riff normalerweise auch in gutem Zustand.

Haie zu töten ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch totaler Unsinn. Genauso gut könnte man einfach Geld zum Fenster hinaus werfen. Zahlreiche Studien namhafter Wissenschaftler wie z.B. die der James Cook Universität in Australien belegen den hohen ökonomischen Wert lebender Haie. In Ägypten bringt ein lebender Hai bis zu 200.000 Dollar pro Jahr an Tauchtouristenumsatz. Seine Flossen erzielen auf dem Schwarzmarkt einmalig ca. 150- 200 Dollar. Für Länder mit Tauchtourismusindustrie sind Haie damit eine wertvolle natürliche Resource. Mehr über den ökonomischen Wert der Haie. Einige für Haie wichtige Länder wie z.B. die Malediven, Palau, Hawaii, Seychellen, Ägypten aber auch Kolumbien haben das erkannt und Schutzgebiete eingerichtet, Fangverbote verhängt und den Handel mit Haiprodukten verboten. Die Möglichkeit der Populationen sich lokal zu regenerieren, ist ein erster guter Ansatz. Die wandernden Arten, wie der Weiße Hai oder der Walhai, können allerdings nur durch internationale Zusammenarbeit geschützt werden.

Viele Haie besitzen ein Merkmal, dass die Machos unter den Tauchern vor Neid erblassen lässt: Sie haben zwei Penisse. Ein Tribut an das raue Liebesleben, bei dem es schon mal vorkommen kann, dass einer durch Abbrechen verloren geht. Auch die Weibchen kommen ohne Schrammen kaum davon, denn mit irgendwas muss sich das Männchen ja festhalten und da liegt nahe, die Zähne zu benutzen. Fast alle Haie sind lebendgebärend. Eine Brutpflege gibt es nicht. Sofort nach der Geburt müssen sie selbständig zurecht kommen. Die Reproduktionsrate ist je nach Haiart unterschiedlich. Im Bauch trächtiger, gefangener Bogenstirn-Hammerhaiweibchen fand man schon bis zu 30 kleine Haie. Zum Vergleich: Ein Sandtigerweibchen gebiert nur maximal zwei Junge. 

Haie sind trotz fehlender Schwimmblase perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Für den notwendigen Auftrieb beitzten sie eine besonders ölhaltige Leber. Das „Revolvergebiss“ sorgt für immer neue und gute Zähne. Ihre Sinnesorgane stellen die der meisten Tiere und die von uns Menschen locker in den Schatten. Sie sehen im Dunkeln besser als jedes nachtaktive Säugetier. Ihr Geruchssinn übertrifft den der Menschen um das 10.000-fache. Ihr guter Geschmackssinn wird bei Testbissen eingesetzt. Ihr Gehör ermöglicht ihnen das hören von Beute über hunderte von Metern. In der Haihaut befinden sich hochempfindliche Druck- und Temperatursensoren. Doch die erstaunlichste Fähigkeit ist die Wahrnehmung elektrischer Felder mit Hilfe der Lorenzinischen Ampullen. Damit können sie Muskelbewegungen und Herzschläge ihrer Beutetiere orten. 

Haie haben im Laufe ihrer langen Evolutionsgeschichte fast jeden Lebensraum der Ozeane erobert. Sie leben in der Tiefsee, pelagisch oder an den Küsten. Man trifft sie in tropischen und in kalten Gewässern. Manche wie der Bullenhai scheuen auch nicht davor zurück, weit in Süßwasserflüsse vorzudringen. Einen Hai, der nur im Süßwasser lebt, gibt es aber nicht. Im Gegensatz zu ihren Verwandten den Rochen, die ebenfalls zu den Knorpelfischen gehören. Diese haben beide Lebensräume erobert.